Diese neuartige Virtual Reality-Installation macht Geschichte authentisch erlebbar
Die Straßenbezeichnung gibt es noch – ansonsten ist »Am Alten Einlass« in Augsburg nichts mehr so, wie es dort früher einmal einmal ausgesehen hat. Dabei war das ehemalige Nachttor der Stadt eine Sensation: Scheinbar »automatisch« öffneten sich Türen und Zugbrücken, über mehrere Gelasse wurde in die Stadt geschleust, wer Einlass begehrte. Besucher des Maximilianmuseums Augsburg können das nun wieder hautnah erleben: mittels einer Virtual-Reality-Installation (VR), die mit Beginn der Jubiläumsausstellung zu Kaiser Maximilian I. dort eingerichtet ist.
Wer die VR-Brille aufsetzt, sieht sich in eine ferne Vergangenheit zurückversetzt: Die alten Stadtmauern und -tore waren noch nicht geschliffen, außerhalb der Mauern befanden sich an dieser Stelle keine Häuser, sondern blühende Wiesen. Der räumliche Eindruck ist verblüffend echt: Man scheint tatsächlich in der Szenerie zustehen, hört die Geräusche der Stadt, erlebt den Sonnenuntergang und kann sogar Vögel im Flug beobachten. Mit der einfach zu bedienenden Steuerung bewegt sich der Besucher intuitiv nach eigenem Tempo vorwärts oder zurück durchs historische Gelände, bleibt stehen, blickt rundum. Er gelangt ans Tor, von einem Gelass zum andern, »bezahlt« seinen Einlass-Obulus. Er kann einige Meter in die alte Reichsstadt marschieren und noch weiter zum heute ebenfalls nicht mehr existenten »Gögginger Tor« – und erlebt so eine sehr einprägsame Art der Wissensvermittlung.
Spielerisch lernen: Zeitsprung in die Gegenwart
Wer möchte, steuert integrierte Infopunkte an, die mit Texten, Bildern und Animationen die Hintergründe erläutern oder z.B. die mechanischen Konstruktionen durch im Raum schwebende Hologramme sichtbar machen. Und es gibt immer wieder die Möglichkeit des »Zeitsprungs« in die Gegenwart: Statt am Alten Einlass befindet man sich beim Betreten entsprechender Bodensignets plötzlich mitten im Saal des Staatstheaters, das heute an dieser Stelle steht, oder auf einer vielbefahrenen Verkehrskreuzung. Im Fokus standen für LIQUID zwei Dinge: der Wissenstransfer und der Bezug zur Gegenwart. Dabei ergaben sich auch für die Wissenschaftler zahlreiche neue Erkenntnisse. Für die Installation wurden 32 Gebäude auf der Grundlage historischer Zeichnungen und Pläne rekonstruiert. Die Installation kann im Maximilianmuseum Augsburg auch nach Ende der Jubiläumsausstellung erlebt werden. Auch die Augsburger Allgemeine hat über die VR-Installation berichtet. Lesen Sie hier mehr.
Eine ausführliche Darstellung des Alten Einlass, der digitalen Rekonstruktion und der technischen Umsetzung mittels Virtual Reality finden Sie in der Fachpublikation MEMO.
Ausgefeilte Technik
LIQUID entwickelte hierbei die Idee der »Zeitreise« in Bezug zur Gegenwart mittels »Zeitsprungpunkte«, die Besucherführung und Informationsvermittlung. Auch wurde die gesamte technische Umsetzung agenturintern umgesetzt: vom Modelling, Texturing, Programmierung bis hin zu den 360°-Realfilmaufnahmen. Die Inhalte und historische Rekonstruktion erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Museum.