Liquid - Agentur für Gestaltung

  • Ein Lebendes Buch<sup>®</sup> für Heinrich I.

Ein Lebendes Buch® für Heinrich I.

Das Highlight der Jubiläums-Ausstellung in Quedlinburg

Wie wäre es, wenn wir ein Buch aus der Zeit Heinrich I. (876-936) entdecken? Und uns dieses Manuskript in magischer Weise von seinem Leben berichtet, uns Bilder aus seiner Welt zeigt und die Geschichten erzählt, die seine Herrschaftszeit umranken?

Das von LIQUID entwickelte Buch spricht den Betrachter beim Öffnen der Seiten direkt an: Illustrationen zeichnen sich von alleine, ungarische Reiter galoppieren über die Buchseiten, Schriften schreiben sich wie von Geisterhand und plötzlich steht das Buch lichterloh in Flammen. Auf einer anderen Seite spült die Meeresbrandung über die Seiten und Fische schwimmen von den Rändern des Buches hinein. Münzen rollen über die Pergamentseiten und ein Pfeil durchfliegt scheinbar die Zeit vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart, um – vor den Augen des Ausstellungsbesuchers – mitten im Buch stecken zu bleiben. Dieses »Lebende Buch®« scheint voller Geheimnisse und weckt die Neugierde des Besuchers in der Ausstellung »919 – Plötzlich König – Heinrich I. in Quedlinburg« gleich zu Beginn. Hier erfährt er von Heinrichs Aufstieg, den Schwierigkeiten seines Machterhalts, dem Kampf gegen die ungarischen Reiterhorden und seinem nachwirkenden Ruhm. Lange Zeit galt Heinrich als erster »deutscher« König im »deutschen Reich«.

Wie gelingt das magische Zusammenspiel von »altem« Buch, Animationen, Geräuschen, Musik und Sprecherstimme?Dieses Buch scheint tatsächlich zu »leben«, denn der Besucher erwartet in einem herkömmlichen, blätterbaren Buch normalerweise keine Animationen. Und so wird er durch diese ungewöhnliche Medienkombination von Buch, Film, Ton und Haptik überrascht (man könnte also von einer MR »Mixed Reality« -Lösung sprechen).

Grundlage für das Buch in der Quedlinburger Ausstellung waren die historischen Handschriften Widukind von Corveys aus der Zeit kurz nach Heinrichs Tod. Heute befinden sich diese im Archiv des Klosters Montecassino in Italien. Die damals verwendete Schrift, die »karolingische Minuskel«, wurde für alle Projektionen und das Impressum nachträglich mit der Feder geschrieben, unter anderem auch, um die englische Fassung des Buches umsetzen zu können. Die Zeichnungen wurden – inspiriert von Buchillustrationen des frühen Mittelalters – von Hand gezeichnet und dann animiert.

Dort, wo Realfilmszenen von Kämpfern zu sehen sind, hat man mit einer sogenannten Reenactment-Gruppe zusammengearbeitet – stets begleitet von Wissenschaftlern, die die korrekte, historische Ausstattung, wie zum Beispiel Helme, Schilder und Schwerter überprüft haben. Unter »Reenactment« versteht man Darstellergruppen, die konkrete geschichtliche Ereignisse in möglichst authentischer Weise inszenieren. So standen für die Filmaufnahmen des Lebenden Buches® über 20 Darsteller mit fränkisch-ottonischer und ungarischen Ausstattungen sowie zahlreiche Pferde zur Verfügung. Die Umsetzung des handgebundenen, zweisprachigen Buches mit über 30 Seiten hat – vom ersten Drehbuch bis zur Ausstellungseröffnung – mehr als ein Jahr benötigt und wurde in enger Zusammenarbeit mit den Historikern der Ausstellung umgesetzt.

Vom 19. Mai 2019 bis zum 2. Februar 2020 können sich die Ausstellungsbesuchers von diesem Buch in die Zeit Heinrichs I. zurückversetzen – und wahrscheinlich auch ein wenig verzaubern lassen…